Angst, Wut, Liebe, Verzweiflung, Stolz, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit – Emotionen sind keine Kleinigkeit! Und dennoch stehen Emotionen in unserer Gesellschaft oftmals im Schatten eines rationalen Aufklärungsideals. Denn obwohl Gefühle und Affekte auch in politischen Kontexten beständig adressiert werden, wird das Vorhandensein von Emotionen oftmals als Zeichen unseriöser „Emotionalisierung“ gedeutet.
Es stellt sich daher grundlegend die Frage, in welchem Verhältnis Emotionen und Ra-tionalität zueinanderstehen – und wie sich die Profession der Politischen Bildung dazu verhält. Führt die historisch begründete Rationalisierung politischer Diskurse tatsächlich zu einer professionsspezifischen ‚Blindheit‘ gegenüber Gefühlen? Und wie kann eine emotionssensible Politische Bildungsarbeit – auch im Umgang mit Rassismus und Antisemitismus – aussehen? Neben spannenden Inputs bieten wir Workshops mit verschiedenen Schwerpunktthemen an. Die Veranstaltung richtet sich an alle engagierte Menschen, die sich im Feld der politischen Bildung bewegen oder zukünftig bewegen wollen.
Zu Gast sind:
Prof. Helmut Bremer absolvierte seiner Ausbildung und Tätigkeit in der Sozialen Arbeit an der Universität Hannover ein Studium der Diplom-Sozialwissenschaften. Er promovierte im Jahr 2001 an der Universität Hannover zum Themengebiet der theoretischen und empirischen Habitus- und Milieuanalyse und habilitierte sich 2005 an der Universität Hamburg mit der Arbeit „Soziale Milieus, Habitus und Lernen“.
Prof.in Astrid Messerschmidt, arbeitet an der Bergischen Universität Wuppertal zu den Arbeitsschwerpunkten Migrationsgesellschaftliche Bildung, Diversität und
Diskriminierung, Geschlechtertheorien und geschlechterreflektierende Bildung. Sie interessiert sich für Antisemitismus–, Antiziganismus– und Rassismuskritik in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus sowie den Umgang mit der Aufarbeitung der NS–Verbrechen in pädagogischen Kontexten.
Prof. Karim Fereidooni ist Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr–Universität Bochum. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen, Schulforschung und Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft und Diversitätssensible Lehrer*innenbildung. Darüber hinaus berät Prof. Dr. Karim Fereidooni die Bundesregierung in dem Kabinettsausschuss der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus sowie im Unabhängigen Expert*innenkreis Muslimfeindlichkeit des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.
Dr. Hendrik Kasper Schröder arbeitet als Lektor für Politikwissenschaft und ihre Didaktik an der Universität Bremen. Seine aktuellen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind die politische Emotionsforschung, Arbeiten zur „Utopiekompetenz“ sowie das Verhältnis von Normativität und Politikwissenschaft / Politikdidaktik.
Neben Fachinputs bieten wir Politischen Bildner*innen die Gelegenheit, ihre Perspektiven und Erfahrung im Gespräch mit Kolleg*innen einzubringen.
Die Veranstaltung richtet sich an alle engagierte Menschen, die sich im Feld der politischen Bildung bewegen oder zukünftig bewegen wollen.
Das Veranstaltungsprogramm und weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebseite.
Zementierte Ungleichheit? Klassismus aus Sicht der Politischen Bildung
Onlineveranstaltung am 30.11.2021, 10.30 – 15.30 Uhr
Noch vor wenigen Jahren richtete sich unsere Gesellschaft in der scheinbaren Gewissheit des gesellschaftlichen Fortschritts ein. Doch das meritokratische Versprechen vom Aufstieg der „Tüchtigen“ scheint auserzählt: Sinkende Einkommen, ausbleibende Jobsicherheit und fehlende Perspektiven treten als überwältigende „Exklusionsdrohung“ auf. Der mögliche Aufstieg weicht mehr und mehr dem tatsächlichen Abstieg.
Es stellt sich daher grundlegend die Frage, mit welchen Gesellschaftsbildern wir in der Politischen Bildung arbeiten: Welches Verständnis haben wir von Klasse als Strukturmerkmal und inwiefern begreifen wir Klassismus als reale Diskriminierungsform aufgrund von Klassenherkunft oder ‑zugehörigkeit? Lässt sich Klasse auch intersektional denken? Und wie können Akteur*innen der Politische Bildung Klassismus eigentlich abbauen?
Gesprächspartner*innen:
- Prof. Oliver Nachtwey (Universität Basel)
- Dr*in Francis Seeck (Hochschule Neubrandenburg)
- Charlotte Hitzfelder (Konzeptwerk Neue Ökonomie)
Einen kurzen Einblick in das Zahlenwerk rund um die Veranstaltung finden Sie hier.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „UpDate!: Professionalisierung der politischen Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Träger: Bundesausschuss Politische Bildung e.V., statt.
„Und woher kommst Du..?!“ Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft: Perspektiven, Narrative und gerechte Repräsentation
Onlineveranstaltung am 16.09.2021 10:30 — 15:30 Uhr
Wir befinden uns mitten in einer pluralen Gesellschaft. In den Nuller Jahren verfestigt sich auch im Politischen das Selbstverständnis Deutschlands als „Einwanderungsland“. Wahr ist dabei aber auch: Die heutigen Partizipations- und Repräsentationslücken zeigen auf, dass die im Grundgesetz verbürgte Chancengerechtigkeit oft nicht erfüllt wird: Der migrantischen Normalität und der pluralen Verfasstheit unseres Grundgesetzes steht dabei teilweise ein gesellschaftliches Meinungsbild entgegen, welches entschieden antiplural ist. Menschen erfahren strukturelle Ausschlüsse und begegnen teils offenem Rassismus.
Wie steht es daher um unser „Migrationswissen“? Wie stark beteiligen sich Menschen mit „Migrationsgeschichte“ in Gesellschaft und Politik und welche Chancen und Herausforderungen bestehen dabei? Welchen Realitäten geben wir Raum und welche Perspektiven lassen wir außen vor? Und welche Rolle nimmt dabei die Politische Bildung ein?
Wir blicken gemeinsam auf Zahlen, Daten, Fakten sowie die dahinterliegende(n) deutsche(n) Geschichte(n). Die Veranstaltung richtet sich an alle engagierte Menschen, die sich im Feld der politischen Bildung bewegen oder zukünftig bewegen wollen.
Zielgruppe: Haupt- und nebenamtliche Politische Bildner*innen (und alle Interessierte)
Anmeldung hier
Neben Fachinputs bieten wir Gelegenheit zum kollegialen Austausch in ! Bringe Dich ein und teile Deine Erfahrungen und Ansätze.
Plenumsdiskussionen: Wir gehen auf’s Ganze! Tausche Dich aus zu den Perspektiven der Profession: So geht Politische Bildung postmigrantisch. Über Best-Practices, Leuchttürme und To-Do’s.
Gruppenphasen: Diskutiere in Kleingruppen, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt — welche Möglichkeiten stehen der Politischen Bildung zur Verfügung?
Slido: Gib schnell und anonym Deine Einschätzung ab. Wir verwenden interaktive Tools um Stimmungs- und Meinungsbilder einzufangen.
Kosten: Wir werden von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert. Damit können wir die Fortbildungsreihe für Euch kostenfrei anbieten!
Weitersagen: Sie kennen engagierte politische Bildner*innen, die an dieser Onlineveranstaltung interessiert sein könnten? Leiten Sie das Angebot gerne weiter — wir freuen uns über die Empfehlung.
„Finstere Mächte“, Kontrollverlust und die Reduktion von Komplexität
Online-Veranstaltung am Mittwoch, 09. Juni 2021
Verschwörungen, Fake und faule Tricks — in der Corona-Pandemie finden mehr Menschen als zu anderen Zeiten Zugang zu Verschwörungserzählungen. Die Erzählungen haben nicht selten einen antisemitischen und menschenfeindlichen Hintergrund. Menschen, die Verschwörungserzählungen verbreiten, rufen zum Kampf gegen Demokratie und Staat auf. Menschen, die solchen Ideologien folgen, radikalisieren sich schnell und sind durch Argumente schwer zu erreichen.
Wie gehen wir in der Politischen Bildung mit diesen Herausforderungen um? Wie sieht ein professioneller Umgang mit Verschwörungserzählungen aus? Und wie können wir als Gesellschaft den richtigen Umgang mit Verschwörungserzählungen lernen? In der Fachtagung, die am 09.06.21 stattgefunden hat, haben wir gemeinsam untersucht, welche Ideologien hinter Verschwörungserzählungen stecken, zu was sie führen können und wie die politische Bildung auf diese Herausforderungen reagieren sollte.
Kurzbericht:
- Das Teilnehmendenfeld bleibt breit aufgestellt; es konnten 119 Anmeldungen verzeichnet werden. Somit wurden erneut über >100 Personen erreicht.
- Es treffen sich etablierte bap-Struktur (26%) und weitere politische Bildner*innen (74%).
- Es nahmen 10 Organisationen aus den Reihen des Bundesausschuss Politische Bildung e.V. an der Veranstaltung teil.
- Die Teilnahme von migrantisierten Organisationen hat sich dabei deutlich stabilisiert und lag bei 10%. Dies zeigt, dass das Interesse und Engagement auf Seiten der (MSOs) Migrant*innenselbstorganisationen und neuen deutschen Organisationen (NDOs) weiter hoch ist. So bleibt es wichtig, im Rahmen des Modellprojekts Update!: Professionalisierung der Politischen Bildung in der Einwanderungsgesellschaft ein effektives Bindeglied zwischen etablierter bap-Struktur und weiterer Trägerlandschaft aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
- Der Bundesausschuss Politische Bildung e.V. möchte weiterhin eine Vielzahl an bpb-Modellprojekten einbinden. Dieses Ziel wurde an dieser Stelle erneut erfolgreich erreicht: So haben wieder eine 6 Projekte zur Diversifikation- und Professionalisierung teilgenommen.
Die Veranstaltung richtete sich an alle engagierte Menschen, die sich im Feld der politischen Bildung bewegen oder zukünftig bewegen wollen.
Mehr zur Tagung auf der Website www.profession-politischebildung.de und über regelmäßig über den Newsletter: https://www.bap-politischebildung.de/newsletter‑3/
Vom Verhältnis Politischer Bildung zur politischen Handlungsfähigkeit: Begriffe, Thesen, Diskussionen
Jana Trumann (Dr. phil.) erläutert, was politische Handlungsfähigkeit eigentlich ist, wofür diese gebraucht wird und welche Rolle diese in der politischen Bildungsarbeit einnimmt.
Jana Trumann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen. Sie beschäftigt sich insbesondere mit subjektwissenschaftlicher Lernforschung sowie Fragen politischer Partizipation und Bildung. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit dem Thema „Lernen in Initiativen – Ein widerstreitendes Moment politischer Partizipation und Bildung“.
Wege in die Sphäre des Politischen: Perspektiven aus der Praxis Politischer Bildung
Wie zielt Politische Bildung wirkungsvoll auf eine Erweiterung der Handlungsspielräumen ab? Was funktioniert gut? Panelgespräch und Workshops.
- Politische Handlungsfähigkeit in „Migrant*innencommunities“: Neue Formate politischer Bildungsarbeit mit Kseniya Dziatlouskaya (Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V.)
- Wege zur politischen Handlungsfähigkeit – Zugänge und Kooperationen neu gedacht?! mit Dr. Behzad Förstl (Bundesnetzwerk Bürgeschaftliches Engagement)
- Handlungsfördernde Elemente in der politischen Bildung mit Judith Hartmann (Verein zur Förderung Politischen Handelns e.V.)
Nach einem Jahr der Turbo-Digitalisierung ist es allerhöchste Zeit für eine kritische Zwischenbetrachtung: Die Veranstaltung bot den Raum, sich mit den pluralen Zielen der Politischen Bildung auseinanderzusetzen und Erfahrungen zur digitalen politischen Bildung auszutauschen.
Mehr dazu und zu den Inputs und Diskussionen finden Sie hier.
UpDate!: Professionalisierung der politischen Bildung in der Einwanderungsgesellschaft
Nächste Veranstaltung: Mach doch..! Handlungsorientierung in der Politischen Bildung am 22.04.2020 im Onlineformat.
Hier der Bericht zum Nachlesen.