Thema: Gestaltung demokratischen Zusammenlebens – Nie bequem, allzeit jedoch ein richtiger Spaß!
Eine Welt in der Politiker vor jeder Sitzung ein Donald Duck Sonderheft vorgelegt bekommen und sich erst nach der ordentlichen Lektüre ernsthaft über Gesetzesvorhaben beratschlagen, wäre wünschenswert – aber leider utopisch! Anders jedoch, wenn man die erfahrenen Leser der Anekdoten aus Entenhausen – oder selbstverständlich anderer jugendlichen Zeichentrick- und Phantasiewelten – zusammenbringt und über Politik sinnieren und diskutieren lässt. So widmet sich die Publikation über aktuelle Projekte der politischen Jugendbildung den Lebensverhältnissen, wie auch Positionen und Zukunftsvisionen von Kindern und Jugendlichen.
Einmal mehr wird in den vorgestellten Projekten der neuen Broschüre hervorgehoben wie vielfältig die Konfrontation und kritische Auseinandersetzung der Jüngsten unserer Gemeinschaft mit den altehrwürdigsten Fragen des demokratischen Zusammenlebens aussehen kann:
- Macht- und Herrschaftsverhältnisse werden auf diese Weise in Form eines Alternative Reality Games (ARG) erforscht: Jugendliche, die sich in geheimnisvollem Geschehen in einer Ersatz-Realität spielerisch beweisen müssen und nur durch Überdenken der politischen Verhältnisse und kritischem Hinterfragen der eigenen – von Medien beeinflussten – Wahrnehmung in fiktiver Flucht vor einer Verschwörung vorankommen;
- Formen der Ausgrenzung in der Mehrheitsgesellschaft werden anhand des Beispiels der Sinti und Roma erörtert: Schülerinnen und Schüler diskutieren in Projektarbeit über unterschwellige und stereotyp-produzierende Botschaften in populärer Musik – wie z. B. im Lied „Gypsy“ von Shakira;
- Kollektives Handeln wird in all seinen charakteristischen Facetten erlebt: Bei einer eigenen und selbst organisierten Jugendtagung auf Burg Rothenfels, wo – philosophisch angehaucht – die Frage nach der Existenz eines „kollektiven Bösen“ untersucht wird oder aber anderweitig bei ergiebigen Diskussionen mit Vertretern der 68´er Bewegung die „fantastische Droge des richtigen Lebens“ erklärt wird;
- Außerdem wird über soziale Werte global gedacht, wobei junge Menschen in eigener journalistischer Regie beweisen, dass der Sprung über den eigenen Schatten nur einen Klick entfernt sein kann: Via Sykpe tauschen sie sich mit Jugendlichen aus (u.a.) Afghanistan, Venezuela oder Serbien über Klimawandel, Ethik und Ernährung, Finanzpolitik oder individuelle Definitionen von Luxus aus.
So offenbart sich den Teilnehmenden dieser und weiterer vorgestellter Projekte spielerisch eine neue politische Dimension des gesellschaftlichen Daseins, die vorher unerkannt oder lediglich ohne konkreten Namen erahnt wurde. Es zeigt sich, wie Politische Jugendbildung dazu beiträgt, mutig zu eigenen Gedanken zu stehen und sich überzeugt einzumischen.
Welche bessere Lebensversicherung könnte sich Demokratie wünschen, als die phantasievollen Ideen der Jüngsten in politische Positionen artikuliert und in gemeinsamem couragiertem Auftreten manifestiert wiederzufinden?
Die Broschüre mit dem Titel Demokratie ist nie bequem, macht aber richtig Spaß. wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und kann hier eingesehen werden.