Politische Bildung findet bekanntlich in verschiedenen Zusammenhängen statt. Als organisierte Veranstaltung gibt es sie im schulischen/formalen wie außerschulischen/non-formalen Bereich, als Baustein in einem größeren Kontext wird sie von der beruflichen oder kulturellen Bildung einbezogen, ja im modernen Demokratieverständnis, das auf die zivilgesellschaftliche Aktivität der Bürger und Bürgerinnen setzt, stellt sie überhaupt ein Prinzip pädagogischer Prozesse und nicht nur ein abgegrenztes Aufgabenfeld dar. Daneben existieren vielfältige Kooperationsformen etwa der politischen Jugendbildung mit anderen institutionalisierten Praxisfeldern. Zudem ist die breite Institutionalisierung von Erwachsenenbildung in der Bundesrepublik von vorneherein mit der Betonung der politischen Bildungsaufgabe (im Kontrast etwa zur beruflichen Weiterbildung) verbunden gewesen. 

Und mit dem neuen bildungspolitischen Nachdruck auf dem Lebenslangen Lernen finden auch informelle Prozesse, so das Lernen in Bewegungen oder en passant, besondere Aufmerksamkeit. Die Verbindungs- und Trennungslinien, die hier eine Rolle spielen, sind Thema des vorliegenden Heftes, dessen Ausgangspunkt natürlich, der Zielsetzung der Zeitschrift entsprechend, die Jugend- und Erwachsenenbildung darstellt. Die Überlegungen sollen in Zukunft – mit unterschiedlichen Aspekten – immer wieder aufgenommen werden, weil sie den bildungspolitischen, -praktischen und -theoretischen „Kern“ des Feldes betreffen.

Zur Klärung der definitorischen Fragen ist eine kurze Begriffsannäherung von Benedikt Widmaier (Redaktion) vorangestellt. Professor Bernd Overwien (Universität Kassel) eröffnet dann den Schwerpunkt mit einem Aufsatz über politische Bildung und informelles Lernen, der einen Überblick über die Erweiterung des Lernbegriffs gibt. Professor Arnd-Michael Nohl und Sarah Thomsen von der Helmut Schmidt Universität führen diese Überlegungen fort und widmen sich vor allem Fragen der politischen Sozialisation und der Vorerfahrungen, die Teilnehmende in Veranstaltungen mitbringen. Es folgen zwei Beiträge, die sich mit Kooperationen der politischen Jugendbildung befassen. Birger Hartnuß (Staatskanzlei Rheinland-Pfalz) informiert über Engagementpolitik als Herausforderung für die Öffnung von Schule im Blick auf außerschulische Angebote. Ann-Kathrin Neureuther, Albrecht Müller und Markus Röhl (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen) berichten von Kooperationsprojekten aus dem Land Baden-Württemberg, bei denen es um das Thema nachhaltiger Konsum ging. Dr. Alexander Lahner schließt den Schwerpunkt mit einem Beitrag ab, der konzeptionelle Überlegungen zur politischen Jugendbildung in den Mittelpunkt rückt, wobei er speziell der Frage nachgeht, was die Orientierung an Aufklärung in der heutigen Bildungslandschaft bedeutet und worin die besondere Stärke der außerschulischen Szene besteht.

Unter der Rubrik QuerDenken folgt ein Beitrag von Manfred Pappenberger zu einem politischen Vorgang, der erhebliche Auswirkungen auf die Bildungsarbeit haben wird. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht werden zwei große Träger der politischen Bildung in ihrem bisherigen Arbeitsansatz mal mehr, mal weniger in Frage gestellt: Die Bundeswehr als Berufsarmee wird sich im Blick auf pädagogische Aufgabenstellung und Zielgruppenansprache neu positionieren müssen, der Zivildienst entfällt und damit das eigene Schulwesen, das möglicher Weise in Verbindung mit dem jetzt installierten Freiwilligendienst neue Aufgaben erhalten wird. Der Beitrag von Pappenberger gibt dazu eine erste Einschätzung, die demnächst fortgeführt werden soll. Einen Blick über die Grenzen bringt die gleichnamige Rubrik, nämlich einen Bericht vom International Civic Education Symposium, das im Frühjahr 2011 in Hannover stattfand.

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