Politik? – Das verstehen wir darunter!

Politik und politische Entscheidungen, insbesondere deren Zustandekommen, stehen immer wieder in der Kritik der Bürgerinnen und Bürger. Verständlicherweise – sind doch alle, ob jung oder alt von politischen Entscheidungen betroffen. Deshalb greift das Thema des Preises Politische Bildung 2013 die Frage nach dem Politikverständnis in der Gesellschaft sowie in einzelnen gesellschaftlichen Gruppen auf. Ausgezeichnet wurden die Projekte, die sich damit beschäftigen, welches Politikverständnis wir haben, in welchen Lebensbereichen spiegelt sich Politik wider, wo es Unterschiede im Politikverständnis, in der Haltung zur Politik in den verschiedenen Generationen und/oder Lebenszusammenhängen gibt oder wie durch politische Bildungsarbeit das Interesse an Politik gestärkt werden kann.

Platz 1: Laut! Partizipation von Jugendlichen in Nürnberg

Jugendliche sollen laut werden, sich Gehör verschaffen, mehr mitreden können, wenn es um die Belange der Stadt geht – das ist Ziel des ambitionierten Projektes „laut!“ Im Blick sind dabei insbesondere auch jene Jugendlichen, die sich bisher wenig oder gar nicht „politisch“ betätigt haben und/oder bisher vorhandene Partizipationsmöglichkeiten nicht nutzen konnten oder wollten.

Um eine breite Ansprache zu erzielen, wurden Module zur Mitwirkung erarbeitet, innerhalb derer sich die Jugendlichen selbstbestimmt beteiligen können:
Die Online-Plattform www.laut-nuernberg.de ist ein Angebot für direkte Artikulation von Anliegen und Bedürfnissen Nürnberger Jugendlicher. Sie ist zentrales Diskussions– und Kommunikationszentrum für alle Beteiligten (Jugendliche, Multiplikatoren, Politiker). Sie lädt zu diversen niederschwelligen Formen der Beteiligung via Internet ein und vernetzt als übergreifende Präsentationsplattform die Aktivitäten aller Bausteine.

  • In laut! Vor Ort werden u.a. kleinräumige, stadtteilorientierte oder themenbasierte Jugendversammlungen oder Beteiligungsprojekte zusammengefasst.
  • laut! Forum Live dient der Artikulation und Diskussion von jugendlichen Themen und Anliegen und der Präsentation anderer Module.
  • laut! TV ist eine eigene, von Jugendlichen mitgestaltete Politsendung, die die Anliegen von Jugendlichen in kleine Filmeinspielungen thematisiert und anschließend mit Studiogästen diskutiert.
  • laut! cash ist eine modulübergreifende Ergänzung des laut!-Konzepts und bietet schnelle Unterstützung für Kleinprojekte von Jugendlichen.
  • In laut! Workshops werden Beteiligungsformen (Planspiele, Diskussionen, Web-Kampagnen usw.) von Jugendlichen lebensweltnah ausprobiert und auf ihre gesellschaftliche Wirksamkeit hin ausgewertet.
  • laut! blah Blase erklärt in jugendlicher Sprache Begriffe, Vorgänge und politische Abläufe.

Das trägerübergreifende laut!-Team strebt eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Partizipationsmodells sowohl auf konzeptioneller als auch auf inhaltlicher Ebene an. Ebenso soll durch verstärktes Zugehen auf Verbände, Träger, Einrichtungen, Institutionen und Schulen eine feste Etablierung des Modells in den demokratischen Strukturen der Stadt Nürnberg erreicht werden.

Platz 2: Jugend im Landtag 2012

Im Mittelpunkt des seit 2000 stattfindenden und permanent weiterentwickelten Veranstaltungsformats „Jugend im Land“ steht der „aktive, kreative und konstruktive Austausch zwischen jungen Menschen und den Politikerinnen und Politikern des Landtages.“ Die Idee: Gemeinsam sammeln die jungen Teilnehmenden Informationen zu Themen aus ihrem Lebensumfeld, tauschen Meinungen aus, formulieren eigene Forderungen an die Landespolitik und diskutieren diese direkt und ungefiltert mit Abgeordneten im Schloss Schwerin.

Vom 11. bis 15. November 2012 machten sich 70 junge Menschen auf den Weg in den Landtag. Mit Hilfe einer „Landtagsrallye“ lernten die Jugendlichen zu Beginn Räume und Wege im Landtag kennen. In sechs Workshops zu den Themen „Blöd nach der Schule!“, „Teller statt Tonne“, „Träumst du noch, oder bleibst du schon?“, „Jugend macht Schule“, Walk of Childhood“ und „Ziviler Ungehorsam“ wurden sodann Ideen gesponnen, Erfahrungen ausgetauscht und eigene Forderungen aufgestellt. Unterstützung erhielten die jungen TeilnehmerInnen von ModeratorInnen aus der Kinder– und Jugendarbeit, die darauf achteten, dass mit jugendgerechten Methoden ein Dialog auf Augenhöhe mit den PolitikerInnen stattfinden konnte. Damit es jedoch nicht nur beim Reden, Fordern blieb, wurden zwischen den Jugendlichen und Abgeordneten konkrete Verabredungen getroffen.
Neu an diesem bereits erprobten Veranstaltungsformat ist der Versuch, mittels der Online-Partizipation auch denjenigen Jugendlichen eine Mitwirkung zu ermöglichen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht vor Ort sein konnten. Im JiL-Blog berichteten die Workshops live über ihre Themen, luden zum Mitreden und bezogen Kommentare wiederum direkt in die Arbeit ein.
Der gelungene Versuch der Online-Partizipation ermutigt die Initiatoren, in diese Richtung weiter zu arbeiten. So sollen 2014 deutlich mehr junge Menschen in Mecklenburg-Vorpommern an dem Projekt teilhaben und sich in jugendpolitische Themen einbringen können.

Platz 3: Politik geht uns alle an!

Politik geht uns alle etwas an – besonders im Wahljahr 2013. Wählen ist ein Bürgerrecht für alle und schließt auch Menschen mit Lernschwierigkeiten und geistiger Behinderung ein.

Diesem Anspruch fühlt sich eine Projektgruppe der Lebenshilfe Berlin verpflichtet, in der Menschen mit und ohne geistige Beeinträchtigung zusammen leben. Sie haben einen Film entwickelt, der in fünf kurzen Kapiteln in Leichter Sprache über politisches Grundwissen und über die Bundestagswahl am 22. September 2013 informiert.

Der Film, der sowohl Realfilm– als auch Animationssequenzen enthält, vermittelt im ersten Teil einen Einstieg in die Themenfelder Politik, Demokratie und Wahlen, setzt sich im zweiten Teil mit den Parteiensystemen auseinander, zeigt im dritten Teil detailliert, wie eine Wahlteilnahme abläuft, behandelt im vierten Teil die Wahlergebnisse und die Regierungsbildung betreffende Fragen und beschäftigt sich im letzten Kapitel mit weiteren Mit-Mach-Möglichkeiten in der demokratischen Gesellschaft. Letztendlich soll der Film deutlich machen: Politik spielt auch im Alltag eine Rolle – auch für BürgerInnen mit oder ohne Beeinträchtigung. Und Demokratie findet ebenso im Alltag statt, z.B. in einer Bewohnergruppe.

Die Erstellung des Films erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Firma edeos.
Die Projektgruppe will mit ihrem Filmbeitrag zur Realisierung des Rechts auf gesellschaftliche Partizipation gemäß § 29 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung beitragen: Inklusion ist ein Menschenrecht. Der Film soll Menschen mit Behinderung dabei helfen, Möglichkeiten der politischen Mitwirkung für sich zu entdecken und zu nutzen. Neben dem Vertrieb des Filmes über die Lebenshilfe Berlin wird angestrebt, ihn im Internet kostenfrei zur Verfügung zu stellen.